FluiD im Format

Sprache als Ausdruck nonbinärer Geschlechtsidentität mit Henrik Amalia von Dewitz

April 14, 2021 Fluid im Format Season 1 Episode 4
Sprache als Ausdruck nonbinärer Geschlechtsidentität mit Henrik Amalia von Dewitz
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FluiD im Format
Sprache als Ausdruck nonbinärer Geschlechtsidentität mit Henrik Amalia von Dewitz
Apr 14, 2021 Season 1 Episode 4
Fluid im Format

In der vierten Folge von FluiD im Format sprechen wir mit Henrik Amalia von Dewitz - Slampoet*in , Lehrperson und Student*in in German und Gender Studies - über Sprache als wichtiges Mittel, um Nonbinarität sichtbar zu machen. Henrik Amalia beschreibt die Besonderheit der Deutschen Sprache im Vergleich zum Englischen in Bezug auf geschlechtsneutrale oder geschlechtsinklusive Formulierungen. Dabei erzählt hen uns konkret vom Alltag als Lehrperson in einer Sekundarklasse.  Wir sprechen über die Wirkung von Sprache auf unsere Wahrnehmung und zum Schluss erfahren wir mehr über Henrik Amalias Pronomen hen

Sendung mit: 

Meret* Heuss, Tiziana Jäggi, Nina Rothenberger und Henrik Amalia von Dewitz

Snacks:

Ausstellung im Naturhistorischen Museum Bern “Queer - Vielfalt ist unsere Natur” läuft noch bis 10.04.2022

https://www.nmbe.ch/de/queer

Online Hilfe für geschicktes Gendern mit vielen Ideen und gängigen Beispielen

https://geschicktgendern.de/

Das NoNa-System - Geschlechtsneutrale deutsche Grammatik

https://geschlechtsneutralesdeutsch.com/

Song Liste:

Body Was Made - Ezra Furman

Prince Johnny -St. Vincent

FluiD im Format-Jingle - ®iginal ©py


Ressourcen:

Mastektomie:

Definition able-bodied:

Sprache und Wahrnehmung:

Zum Begriff Butch:

Show Notes Transcript

In der vierten Folge von FluiD im Format sprechen wir mit Henrik Amalia von Dewitz - Slampoet*in , Lehrperson und Student*in in German und Gender Studies - über Sprache als wichtiges Mittel, um Nonbinarität sichtbar zu machen. Henrik Amalia beschreibt die Besonderheit der Deutschen Sprache im Vergleich zum Englischen in Bezug auf geschlechtsneutrale oder geschlechtsinklusive Formulierungen. Dabei erzählt hen uns konkret vom Alltag als Lehrperson in einer Sekundarklasse.  Wir sprechen über die Wirkung von Sprache auf unsere Wahrnehmung und zum Schluss erfahren wir mehr über Henrik Amalias Pronomen hen

Sendung mit: 

Meret* Heuss, Tiziana Jäggi, Nina Rothenberger und Henrik Amalia von Dewitz

Snacks:

Ausstellung im Naturhistorischen Museum Bern “Queer - Vielfalt ist unsere Natur” läuft noch bis 10.04.2022

https://www.nmbe.ch/de/queer

Online Hilfe für geschicktes Gendern mit vielen Ideen und gängigen Beispielen

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Das NoNa-System - Geschlechtsneutrale deutsche Grammatik

https://geschlechtsneutralesdeutsch.com/

Song Liste:

Body Was Made - Ezra Furman

Prince Johnny -St. Vincent

FluiD im Format-Jingle - ®iginal ©py


Ressourcen:

Mastektomie:

Definition able-bodied:

Sprache und Wahrnehmung:

Zum Begriff Butch:

Nina: “Hallo und herzlich willkommen bei FluiD im Format, dein Podcast zum Thema Nonbinarität. Mein Name ist Nina und über mich spricht man mit den Pronomen sie und ihre und ich bin cis. In dieser Radioshow spreche ich jeden Monat mit einer Besuchsperson aus der nonbinären Community über ein spezifisches Thema. Dabei stelle ich allerlei Fragen stellvertretend für die Zuhörenden. Diesen Monat sprechen wir mit Henrik über Sprache und Nonbinarität. Diese Sendung mache ich natürlich nicht alleine. Wir produzieren sie zu Dritt.”

Meret*: “Hallo Zusammen ich bin Meret*. Ich bin nonbinär und über mich spricht man ohne Pronomen. Unter dem Namen ®iginal ©py produziere ich Beats und bin auch als DJ unterwegs. In dieser Sendung kümmere ich mich um die Kuration von Themen, Musik und Besuchspersonen.”

Tizi: “Hallo, ich bin Tizi. Ich benutze die Pronomen sie/ihre und ich bin cis. Als Psychologin bin ich in dieser Sendung für die Recherche zuständig und schlage die Brücke zwischen Wissenschaft und Publikum.”

[Musik: Jingle FluiD im Format]

Nina: “Bevor wir heute über das Thema Sprache sprechen, klären wir die wichtigsten Begriffe. Tizi, was ist Nonbinarität?”

Tizi: “Wenn über Nonbinarität gesprochen wird, spricht man über Geschlechtsidentität. Geschlechtsidentität heisst mit welchem Geschlecht sich eine Person identifiziert, wir sprechen also von einem inneren Gefühl oder Zugehörigkeit, das sieht man einer Person nicht an. Geschlechtsidentität ist unabhängig vom Körper oder von den Geschlechtsorganen, die eine Person hat und Geschlechtsidentität hat im engeren Sinn nichts mit Sexualität zu tun. Die Geschlechtsidentität von nonbinären Menschen stimmt nicht mit dem Geschlecht überein, das ihnen bei Geburt zugewiesen wurde, also Mann oder Frau. Die Definition trifft ebenfalls auf binäre trans* Personen zu, aber nonbinäre Menschen lehnen das binäre Geschlechterbild, das in unserer Gesellschaft vorherrscht, ab. Ihre Geschlechtsidentität ist also vielfältiger als Mann oder Frau. Neben binären trans* und nonbinären Personen gibt es auch cis Personen: denen ihre Geschlechtsidentität stimmt mit dem bei Geburt zugewiesenen Geschlecht überein.”

Nina: “Und von wie vielen nonbinären Personen in der Schweiz geht man davon aus?”


Tizi: “Für die Schweiz gibt‘s soweit keine konkreten Zahlen über die Anzahl nonbinärer Personen. Aus verschiedenen internationalen Studien kann abgeschätzt werden, dass es um die 1% der Gesellschaft sein könnte. Das würde für die Schweiz heissen plus/minus 80’000 Menschen und potentielle Besuchspersonen für unseren Podcast.”


Nina: “Bevor wir uns dem heutigen Thema widmen, schauen wir nochmals kurz auf die letzte Sendung zurück. Dort sind zwei Begriffe aufgetaucht, die wir nun noch ein bisschen genauer erklären möchten. Tizi, was ist Mastektomie?”

Tizi: “Mastektomie ist ein chirurgischer Eingriff, bei die Brustdrüsen entfernt wird, damit man eine flache Brust bekommt.”

Nina: “Ausserdem ist der Begriff able-bodied gefallen, was meint man genau damit?”

Tizi: “Able-bodied kann auf deutsch mit nicht-behindert übersetzt werden. In der letzten Sendung ist dieser Begriff im Zusammenhang mit dem Privileg nicht-behindert zu sein, aufgekommen. Wenn man in der Gesellschaft nicht behindert wird, dann kommt man z.B. an Orte, die einem wichtig sind, ohne Probleme; oder man erhält Informationen, die man braucht, entweder schriftlich oder mündlich. Im Gegensatz dazu werden Menschen behindert, wenn z.B. keine Rampe oder Lift vorhanden sind oder wenn ein Dokument nur schriftlich oder nur mündlich vorhanden ist. Als nicht-behinderte Person ist es wichtig, dass man sich den Barrieren, welche im Alltag behinderter Menschen entstehen können, sich bewusst wird und entsprechend einen Beitrag zum Abbau von Barrieren leisten kann.”

[Musik: Prince Johnny - St. Vincent]


Nina: “Das ist Prince Johnny von St. Vincent. St. Vincent sagt über diesen Track: ‘Er zeigt auf, was es heisst eine richtige Frau oder ein richtiger Mann zu sein. Diese Ideen von Geschlecht und Sexualität werden an uns weitergereicht. Es wird erwartet, dies oder jenes zu sein, aber was passiert, wenn man sich um die Risse darum bewegt und nicht in diesen engen, vorgeschriebenen Kram passt?’”


Interview: 


Nina: “ Du hörst FluiD im Format und dieses Mal sprechen wir über das Thema Sprache und Nonbinarität. Gegenüber von mir sitzt Henrik, ist eine Lehrperson für Deutsch und hat Gender and German Studies studiert oder ist immer noch daran. Mein Name ist Nina, ich verwende die Pronomen ‚sie‘ und ‚ihre‘. Welche Pronomen verwendest du?“


Henrik: „Ja hallo zusammen an das virtuelle Publikum. Mein Pronomen ist „hen“ und meine Anrede ist ‚Person‘ oder ‚pers‘.“ 


Nina: „Wenn du magst und Lust hast, droppen wir schon mal mit der persönlichsten Frage rein: kannst du mir erzählen oder beschreiben wie deine Identität ist?“ 


Henrik: „Ich finde es lustig, dass du diese Frage gerade die persönlichste Frage nennst, weil es ist etwas, was ich sehr schnell über mich erzähle, einfach weil ich meine Pronomen in meiner Anrede schon sehr vielen Menschen sage, damit sie mich korrekt ansprechen können und deshalb erfahren das viele Menschen schon von mir, auch wenn es doch irgendwie intim ist. Also ich kann mega gerne etwas über meine Identität erzählen: Ich bin nonbinär. Das heisst für mich, dass ich ein Geschlechtsempfinden habe, das nicht wirklich greifbar ist. Ich stelle mir das so vor: Also man kennt doch vom Flugzeug das Wort Black Box, so stelle ich mir mein Gender vor. Irgendwo da ist es. Aber es ist so: Entweder ist in dieser Black Box nichts drinnen, so ein bisschen void-mäßig. Gendervoid ist manchmal auch ein Label, das ich benutze, oder sie ist wirklich leer, so agender oder genderless. Oder es ist tatsächlich etwas drin, das ich nicht so checke, vielleicht ist es irgendetwas aus einem anderen Universum, das nicht logisch ist für mich, oder mein Hirn oder also ja who knows… Also ja mein nonbinär Sein ist sowie eine Black Box. Wenn ich mich so beschreiben kann, dann fühle ich mich am wohlsten, wenn ich mich loslösen kann von anderen Kategorien, in die ich sonst reingelegt werde. Ja so würde ich meine Identität beschreiben für die Leute, die es genauer wissen wollen (lacht).“ 


Nina: „Also wir haben in der Vergangenheit schon über Agender gesprochen und ein bisschen erklärt, was es heisst. Weil wir wollen, dass möglichst viele Leute verstehen um was es geht. Wenn du sagen kannst, was du meinst mit gendervoid? Es ist auch etwas, von dem ich noch nie gehört habe (lacht) und an dem ich auch sehr interessiert bin.“


Henrik: „Also void heisst auf Englisch: leer, luftleer. Es ist ein Begriff, den man vor allem im Kontext von Weltraum benutzt. Also zum Beispiel ‚staring into void of nothingness‘. Also im Weltraum quasi, es ist auch ein poetischer Begriff, der manchmal in so übertriebener Teenie Poesie verwendet wird (lacht) und genau das beschreibt, dass eben so ein grosses, unbekanntes Nichts da ist. Und das ist irgendwie ähnlich wie agender, aber ich weiss nicht ganz genau, wieso… mich spricht das Wort gendervoid sehr an. Es ist so ein gutes Bild, das ich mir sehr gut vorstellen kann, und es passt zu dieser Black Box so gut dazu. Und deshalb genau finde ich auch, es beschreibt auch etwas… wie soll man das sagen? Ich persönlich finde agender beschreibt ein nicht-Gender und nicht-binär beschreibt dann eher so ein nicht-binär-Sein und das ist so: ‚Ja aber, was ist denn genau dort?‘ Und void als Wort selber beschreibt etwas, was da ist, aber es beschreibt eben, dass nichts da ist. Und deshalb mag ich dieses Wort manchmal etwas lieber, weil es so ein definitiv beschreibender Begriff ist anstelle von einem definitiv nicht-beschreiben Begriff. Wenn das Sinn macht so, aber ich brauche diesen Begriff auch vor allem nur in nonbinären Kontexten oder wenn Leute es genau wissen wollen und sonst habe ich das Wort nonbinär eigentlich sehr gerne, ich finde es beschreibt sehr vieles und es hat auch so eine politische Fuck-you-Haltung, die ich sehr gerne mag.“


Nina: „(lacht). Das wird vielleicht das Zitat auf Instagram (beide lachen).“


Henrik: „Das könnt ihr gern zitieren (lacht).“ 


Nina: „Danke. Ich habe es jetzt viel besser verstanden. Wir fragen ja unsere Besuchspersonen immer nach einem Musikstück oder einem Audio-Artefakt, das wichtig war oder immer noch ist auf der persönlichen Reise. Was hast du uns mitgebracht und weshalb?“ 


Henrik: „Ich habe einen Text mitgebracht und zwar meine nonbinäre Reise hat lustiger Weise, sehr ironischer Weise in einem Männerseminar angefangen (lacht), weil ich vor 5 Jahren auf der Suche nach meiner Männlichkeit war und dann bin ich in so ein Seminar gegangen während einem Festival – das Pachamama Festival – das ist ein bisschen ein erdverbundenes Festival, so mit Redekreis und ist sehr schön. Und da bin ich in diesen Workshop gegangen und am Schluss von diesem Workshop musste ich einen Satz sagen und so oft sagen damit er wahr wird und dann haben andere Männer das so bestätigt und ich hab dann den Satz so oft gesagt bis ich checkte, dass ihn mir niemand abkauft und dann hat der Leiter des Kurses einfach gesagt: ‚Ja ja, wir machen weiter‘, also er hat das nicht so gesagt, aber ich habe es sehr fest gefühlt und deshalb war eben: ‚Ich bin männlich.‘ Und so habe ich mich dann zum ersten Mal gefragt: ‚Ja hmm, wieso stimmt dieser Satz nicht? Das kann ja nicht sein, dass dieser Satz nicht stimmt.‘ Ja und dann bin ich darauf gekommen: ‚Ah, warte vielleicht bin ich ja nonbinär‘ (lacht). Und das sind so ziemlich genau meine Gedanken, die ich nach dem Kurs aufgeschrieben habe: 

Wer versprach dir einmal, männlich zu sein? Wer leitete dich auf den Pfad des Vergessens? Wer sah stumm zu, während du still wie Wasser und wild wie Feuer warst, aufgebracht wie Luft? Wer bemalte all die kleinen Kistchen, die dem Verstand Macht über dein Herz gaben? Denn am Ende warst doch nur alles du. Du schreibst dir vor, etwas zu sein, das du erwartest. Du liebst dich nicht, du entscheidest, so zu tun als ob. Fassade. Und jetzt bricht etwas hervor, etwas schreit: Nimm die Maske ab und lebe.‘ 

Ja das waren so meine Gedanken beschrieben von damals, als ich gemerkt habe, dieses männlich-Sein ist so eine Rolle, die ich spiele. Und es ist auch sehr spannend, weil ich spiele sehr gerne Theater und ich habe in dem schon sehr viel bereinigen uns so können und manchmal schaue ich so zurück und denke mir so: ‚Läck, ich war schon sehr gut darin, ein Mann zu spielen.‘ So 21 Jahre lang habe ich mir das selber abgekauft. Das ist der Shit, oder? (lacht) Strong power habe ich (lacht), genau, so. Aus diesem Kontext kommt der Text heraus.“


Nina: „Mega schön, danke vielmals!“ 


Henrik: „Ja gerne, danke fürs Fragen.“ 


Nina: „Das Thema der heutigen Sendung ist ja Nonbinarität und Sprache. Zum Einsteigen ganz generell: Warum ist es für dich ganz generell wichtig, dass wir über Sprache reden?“ 


Henrik: „Für mich ist das Wichtigste eigentlich, dass Sprache das Mittel ist, wie wir in unserer jetzigen Gesellschaft Nonbinarität am meisten ausdrucken kann. Weil es gibt keinen nonbinäre Ästhetik und es sollte auch nie eine geben, weil sonst haben alle Leute das Gefühl: ‚Aha du siehst jetzt also so und so, du musst nonbinär sein‘, was ich toxisch finde und deshalb ist das definitive Merkmal um zu sagen, ob jemand nonbinär ist oder nicht, einfach mit einer Person eine Unterhaltung zu führen und zu fragen: ‚Was sind deine Pronomen? Bist du nonbinär?‘ Und so weiter und so fort. Und deshalb ist das für mich so die Macht der Sprache, dass wir nonbinäre Personen – sage ich jetzt mal so – Community-Vorsteher*in-mässig die Macht der Sprache nutzen können, um zu sagen: ‚Wir sind da, es gibt uns und so beschreiben wir uns.‘ Und das ist so das grundlegende Ding zu Sprache und nonbinär. Und im Allgemeinen konstruiert Sprache schon auch sehr fest Wirklichkeit und das ist auch schon etwas, das wir schon vom Feminismus wissen mit dem gendern, dass das relevant ist, weil, wenn wir ein generisches Maskulinum verwenden – das geht jetzt vielleicht ein bisschen zu weit (lacht) – aber ich meine, wenn man ein generisches Maskulinum verwendet, dann hat man ein gewisses Bild von Mensch im Kopf und dieses Bild hat Macht und deshalb hat Sprache Macht.“ 


Nina: „In deinem Empfinden oder auch – ich weiss nicht genau, was du im Studium herausgefunden hast – kannst du uns ein bisschen sagen, wie die deutsche Sprache da eine Perspektive einnimmt?“ 


Henrik: „Also, es ist ja sehr interessant, weil viele Unterhaltungen und Diskussionen über das nonbinär Sein und Queerness im kommt sehr fest aus der englischen Sprache hervor, weil es einerseits natürlich eine Sprache ist, die die ganze Welt vernetzt, aber auch weil es viel einfacher ist im Englischen darüber zu sprechen. Weil das Englische hat das grammatische Genus verloren und wie gesagt: ‚Nein, das mit diesem der, die, das ist viel zu kompliziert, wir benutzen jetzt nur noch the und haben für alle das Gleiche.‘ Das ganze spezifische Benennen von Weiblichkeit, das fällt im Englischen weg. Das heisst nicht, dass es komplett verschwunden ist im Englischen, das Englische hat auch eigene Probleme, aber durch dass das vor Hunderten von Jahren stattgefunden hat im Englischen, mussten wir eine Entwicklung und einen Zwang haben um eine neutrale Sprache zu haben, weil, wenn man einfach einen neutralen Begriff will um über alle zu sprechen, das muss ja irgendwie existieren. So etwas wie singular they hat ja auch schon Shakespeare verwendet. Also der Sprachshift und dass man das Genus verloren hatte, ist ja schon so alt. Und das Deutsche hat das erhalten und auch diese Markierung vom weiblichen Geschlecht und ich muss sagen in der Auseinandersetzung schätze ich schon, dass man das Deutsche das machen kann, dass es die Power hat zu sagen: ‚Nein, das ist jetzt wirklich weiblich.‘ Auch wegen der Unterrepräsentation und auch weil es gewisse Differenzen aufzeigt, die ich teilweise auch schön und wichtig finde, darüber zu sprechen. Und das ist zum Beispiel auch ein Grund ganz persönlich, warum ich bei Berufsbezeichnungen den Genderstern mit einem ‚*in‘ verwende, also ‚Student*in‘, weil ich finde, dass es mir wichtig ist, das zu markieren und zu kommunizieren und ‚Studierende‘ denkt mich genauso wenig mit wie ‚Student‘, so ganz persönlich. Und das ist etwas ,was ich sehr interessant finde in der deutschen Sprache und ich sehe es aber mehr als Chance als als Einschränkung und sicher ist es mühsam und es ist vor allem mühsam, das mehrheitsfähig zu machen. Aber ich finde in der Auseinandersetzung mit der Sprache selbst ist wirklich so: ‚Hey, reden wir darüber und registrieren wir die Weiblichkeit, markieren wir es und sie nehmen den Platz ein und sie brauchen mehr Platz.‘ Und ja, es ist mühsamer, wenn du ‚Freund*innen‘ sagst, aber fucking sag Freund*innen! Sorry wenn ich soviel fluche aber that’s just kind of my jam, das hat für mich so eine ziemliche Power, deshalb ist das eine Perspektive, die das Deutsche einnimmt, dass sie ein altes Relikt aufbewahrt haben. Ich sage jetzt mal altes Relikt, das ist vielleicht ein bisschen falsch, denn eigentlich hat das Englische etwas weggelassen, nicht umgekehrt. Aber das Deutsche hat das quasi erhalten und das bildet sehr viele Probleme, die entstehen mit geschlechtsneutraler Formulierung und es ist im Deutschen nicht einfach getan nur mit einem Pronomen, das neutral ist, sondern man muss ein ganzes Akkord-System entwickeln mit: Wie ist es denn mit ‚Jeder‘ und mit all diesen anderen Sachen die Dazu gehören? Mit Adjektiven und so weiter. Also es ist schon mühsamer. Es ist etwas, was ich stark so empfinde und gleichzeitig dieses generische Femininum oder Gendern mit Gendersternchen hat eine gewisse Power drin, die ich auch cool finde. Ich habe auch gehört, dass gewisse Hochschulen in Deutschland haben wie so einen Zwang für das generische Femininum eingeführt und sie haben gesagt: ‚Das generische Maskulinum hat uns 500 Jahre begleitet, jetzt ist mal Zeit, dass wir das generische Femininum brauchen.“


Nina: „Und männliche Personen sind einfach mitgemeint.“


Henrik: „Genau, männliche Personen sind einfach mitgemeint. Das finde ich so ein ziemlich nicer move. Ich feiere schon fast mehr, dass es das gibt als dass ich Tränen darüber verdrücke. Wobei ich jetzt auch noch einen spontanen Gedanken dazu habe: Es gibt natürlich… Ich habe natürlich einen anderen Bezug dazu, zum generischen Femininum, weil ich ein Mensch bin, dem man zur Geburt gesagt hat: ‚Nein, du bist nicht weiblich und du bist auch nicht nichts, du bist männlich.‘ Und das hat mich sehr fest begleitet und deshalb ist das etwas sehr subversives, dass ich sagen kann: ‚weiblich‘ oder dass ich die weiblichen Pronomen brauche und deshalb brauche ich auch ‚sehr geehrte Person‘, weil das mit einem weiblichen Adjektiv geschrieben wird. Und das ist etwas, was ich verwenden kann und mich wohl fühle. Aber jetzt jemand, der bei der Geburt weiblich zugeschrieben wird, hat vielleicht nicht so einen einfachen Zugang zu dieser Sprache. Mir haben auch schon solche nonbinäre Menschen gesagt: ‚Läck, ich beneide dich darum, dass du das generische Femininum verwenden kannst.‘ Weil das generische Maskulinum fühlt sich für mich sehr toxisch an oder auch nicht okay und das will ich nicht, deshalb habe ich vielleicht auch einen positiven Ausblick auf das generische Femininum.“ 


[Musik: Jingle FluiD im Format]


Nina: “Wir unterbrechen das Gespräch mit Henrik an dieser Stelle und machen einen Abstecher zu den theoretischen Hintergründen von Sprache und Wahrnehmung. Tizi, haben Menschen mit unterschiedlichen Sprachen auch unterschiedliche Wahrnehmungen? Oder wie genau beeinflusst die Sprache die Wahrnehmung?”


Tizi: “Unsere Fähigkeit etwas wahrzunehmen unterscheidet sich nicht zwischen Menschen, welche eine andere Sprache sprechen. Unsere Wahrnehmung nimmt einfach mal alles auf, das wir sehen, hören, schmecken, riechen, fühlen... Aber was die Sprache machen kann, ist einen Filter auf die Wahrnehmung zu legen. Das heisst, je nachdem was für grammatikalische Regeln unsere Sprache hat, beeinflusst das, worauf unsere Aufmerksamkeit gelegt wird. In der deutschen Sprache, in der sogar Gegenständen - wie ein Tisch oder Stuhl - ein Gender zugewiesen wird, müssen wir uns bewusst sein, dass es einen sehr starken Filter gibt. Und wenn nonbinäre Geschlechtsidentitäten nicht sichtbar gemacht werden, dann kann das unsere Wahrnehmung begrenzen.“


Nina: “Vielen Dank für diesen Input. Es geht weiter mit dem Gespräch. Wir haben überlegt, wir würden gerne erklären oder mit einem Beispiel aufzeigen, was das generische Maskulinum mit einem machen kann, was ist bei einem auslösen kann oder ob du vielleicht gerade eines hast oder dich an ein spezifisches Beispiel erinnern kannst, bei dem es dich komplett irritiert hat, nicht angesprochen zu werden oder starke Emotionen ausgelöst hat. Weil bei mir ist es so, dass wenn ich explizit die männliche Formen lese, fühle ich mich sehr oft gar nicht mitgemeint oder angesprochen.“ 


Henrik: „‘Jeder, der möchte, soll sich doch für den Schüler-Verein eintragen.‘ und dann wundern wir uns, weshalb es zu wenig Frauen in diesem Schüler*innen-Verein hat.“ 


Nina: „Voll.“ 


Hendrik: „‘JEDER, DER möchte, soll in den SCHÜLER-Verein.‘ Ich arbeite in einer Schule, mache gerade Stellvertretung und die Zeitung, die sie herausgeben, heisst selbstverständlich Schülerzeitung. Und das sind natürlich so kleine, feine Sachen, die man da gar nicht gross registriert, aber wenn man dann wirklich darauf schaut auf Ungleichheiten in sich etwas trauen oder etwas zu sagen oder irgendwo mitzumachen. Wenn man die Chef-Etagen anschaut oder wie das mit der Lohnverteilung ist, es hat super viele Implikationen in der Gesellschaft, bei denen wir merken, wir sind nicht gleichauf bei allen Geschlechtern und deshalb eben… ‚Jeder, der möchte, soll beim Schüler-Verein mitmachen‘ ist für mich so ein ultra Satz, der das generische Maskulinum verkörpert und bei dem ich merke: Ja einfach die Mädchen und auch nonbinäre Menschen müssen dann einfach noch einen extra Sprung machen um zu sagen ‚Stimmt, ich bin ja auch dabei und ich geh da trotzdem hin.‘ Da muss man sich zuerst trauen, dass man überhaupt geht, weil es ist ja ‚Oh es ist so eine Vereinigung und oh mein Gott, da muss ich etwas sagen und wir haben dann eine Sitzung so wie die Erwachsenen‘ und dann muss man sich auch noch zusätzlich trauen, weil man nicht direkt angesprochen wurde. Man sagt so: ‚Ja das ist eine Sprachkonvention, man ist sich das gewöhnt und die Mädchen, die verstehen das dann schon.‘ Aber es ist schon bedenklich, dass es einen mentalen Effort gibt, den eine gewisse Menschengruppe immer machen muss, und einen mentalen Effort gibt, den eine gewisse Gruppe nie machen muss. Und wenn man wenigstens abwechseln würde, dann okay von mir aus, aber es ist schon nochmal eine Ungleichheit, einfach wegen diesem mentalen Effort, der geleistet werden muss. Ich würde da so die Implikationen davon so beschreiben und das ist etwas, bei dem viele sagen: ‚Ja, aber das ist doch gar nicht so schlimm. Das ist man sich doch gewohnt.‘ Und tatsächlich gibt es aber auch Studien, die Jahr um Jahr belegen, dass wenn man einen solchen Satz hört und ein mentales Bild von dieser Schülervereinigung sich aufzeichnet und wie solche Aufzeichnung aussehen, dann sind das alles sehr enge Kategorien und es ist eine sehr, sehr homogene Gruppe und dann kommt noch die Intersektionalität rein: Es sind meistens alle Männer, sie sind alle cisgender, sie haben alle keine Behinderung, sie sind alle weiss und sie reden alle die Hauptsprache, sie haben alle einen homogenen Hintergrund, also haben Elternteile, die aus einem ähnlichen Land kommen oder aus dem gleichen oder vorzugsweise aus dem Land, in dem man sich befindet, und so weiter… Es geht ja down the line mit mega vielen Sachen. Geschlecht ist das, wozu man in der Sprache die Tools hat, um zu markieren und um diese Ungleichheit und gerade schon an der sprachlichen Wurzel zu markieren.“ 


Nina: „Für die Leute, die nicht so vertraut sie mit dem Begriff der Intersektionalität, wenn du eine Definition liefern kannst?“ 


Henrik: „Also Intersektionalität ist für mich ein Begriff, der beschreibt, dass wenn ich… also ich geh jetzt auf das Beispiel von vorhin zurück… also wenn ich als Mädchen in einer Klasse sitze, in der ich dazu aufgerufen werde, bei dieser Vereinigung mitzumachen. Dann muss ich eine mentale Leistung machen um zu sagen: ‚Ah, ich gehöre auch dazu.‘ Und nachher sagen wir: Ich sitze in einem Rollstuhl und ich kann nicht wie alle anderen im Sportunterricht mitmachen aus Gründen, weil meine Schule das nicht integriert, dann muss ich auch wieder einen mentalen Effort machen von: ‚Ah ich gehöre aber genauso dazu, wie alle anderen auch wenn ich beim Sport nicht mitmachen kann. Ich bin trotzdem Teil von dieser Klasse.‘ So, da muss ich wieder einen mentalen Aufwand machen und mit jedem mentalen Aufwand, der neu dazukommt, habe ich mehr mentale Arbeit, die ich leisten muss. Intersektionalität beschreibt, dass sich diese mentale Arbeit dort aufeinander stapelt und quasi immer mehr wird und sich beeinflusst. Also quasi dass ich nachher als Mädchen, das im Rollstuhl sitzt, noch weniger an diese Schülervereinigung gehe, weil ich ja doppelte mentale Arbeit leisten muss um wirklich das Gefühl zu haben ‚Ich bin da angesprochen und ich will da auch hingehen.‘“ 


Nina: „Wir haben jetzt auch schon ein paar Mal über Schule und Schulkontext gesprochen, da würde es mich sehr interessieren, wie dich deine Schüler*innen ansprechen?“ 


Henrik: „Ja also meiner Schüler*innen, die müssen mich siezen, wir sind in der Sek, also das ist die 7. Klasse. Und das ist auch die Stufe, die ich In Zukunft unterrichten werde. Ich habe die Lehrpersonenausbildung gemacht für das Gymnasium, also das heisst für die Schlussjahre bis zur Matur oder auch in der Berufsbildung. Und ich persönlich brauche dann die Anrede ‚Per‘ oder ‚Person‘ und das funktioniert eigentlich ziemlich gut. Es ist einfach eine Gewohnheitssache. Manchmal habe ich ein paar Kids, die dann aus Versehen ‚Herr‘ oder ‚Frau‘ sagen und sich dann aber meistens korrigieren und was schon auch auffällt, Kids weisen sich gegenseitig darauf hin. Das ist auch sehr interessant, das ist cool. Ich habe auch einige, die mich nicht wirklich ansprechen, also ein bisschen unsicher sind und dann sagen sie einfach nur ‚Sie‘, aber am Schluss sind sie so oder so respektvoll. Und ich finde ‚Pers‘ ist eigentlich schon praktisch, weil es ist auch einsilbig wie Herr oder Frau. Pers passt irgendwie so rein. Und eben beim Vornamen: Ich habe zwei Vornamen, Henrik und Amalia, und ich brauche eigentlich beide sehr gerne und ich würde den Kindern nicht zumuten, dass sie mich immer als Henrik Amalia von Dewitz ansprechen, weil ich finde es auch irgendwie zu intim und deshalb passt das Pers eigentlich sehr gut. Und was eigentlich auch spannend ist an dem Pers oder Person ist, dass ja ‚die Person‘ weiblich ist und wenn sie über mich sprechen dann gendern sie mich automatisch weiblich: ‚Die Person von Dewitz hat gesagt…‘ das ist etwas, was mir Freude macht, das ich cool finde aber sie haben auch schon nachgefragt: ‚Wie ist das mit dem Pronomen, welche sollen wir verwenden?‘ Ich habe ihnen gesagt: ‚Schaut, das mit den Pronomen verstehe ich auch, das ist etwas, das sehr tief in der Sprache verwurzelt ist.‘ Ich kenne auch super viele nonbinäre Menschen, die er- oder sie-Pronomen verwenden. Ich würde sagen: Meine nonbinäre Identität ist jetzt nicht infrage gestellt, weil sie mit er-Pronomen über mich sprechen. Das ‚Herr‘ oder ‚Frau‘ ist etwas, das mich mehr stört, das auch mehr mir etwas zuschreibt. Und es ist super herzig, also ich habe da auch eine kleine Anekdote, die ich auch gerne erzähle und zwar waren wir am Kochen an einem Nachmittag und ich hatte mich in der Zeit verplant und wir haben so kurz auf knapp auf das Klingeln noch den Hauptgang fertig gehabt und dann sind alle noch zum Dessert gestürmt und haben den runtergeschlungen weil sie dann zum Training oder Zug mussten. Und manche sind dann noch geblieben und haben noch geredet und haben gefragt: ‚Ja sollen wir Ihnen noch helfen aufzuräumen?‘ Weil es war halt ein Berg voll mit Tellern und die Spülmaschine war nicht angestellt, weil die muss man auch noch reinigen und so. Deshalb hab ich gesagt, wir waschen nur von Hand ab und dann war ich so: ‚Ach. Nein, geht nach Hause. Ich mach das schon.‘ Und dann sagte ein Schüler: ‚Sie sind ja voll der Ehren… Mensch!‘ Er wollte eigentlich so Ehrenmann sagen und diese Sprache gebrauchen und hat aber beim Sprechen gemerkt, das kommt falsch raus und hat das dann korrigiert. Das war so ein herziger Moment, bei dem ich gemerkt habe: ‚Aha. Sie sagen es nicht einfach so, das hat auch sprachliche Implikationen und sie checken schon auch was gemeint ist. Bei gewissen Leuten, wenn ich sage ‚Meine Pronomen sind hen oder pers‘, dann brauchen sie es, aber ich habe manchmal das Gefühl, dass sie trotzdem nicht checken und wenn sie über mich reden, sie vielleicht trotzdem falsch reden, aber die Kids, die checken es wirklich. Und sie sind jung und auf den sozialen Medien vernetzt, tiktok ist ein Riesen Ding und es geht sehr schnell, dass man dort auch ein tiktok von einer nonbinären Person mitbekommt oder die Wichtigkeit, dass man Pronomen sagt und sich vorstellt. Wir haben jetzt eine Generation, die das langsam wirklich mitnimmt und die das checkt und die beginnt Lehrpersonen nach den Pronomen zu Fragen, weil man ja nicht annehmen soll, welche Pronomen die Lehrpersonen haben. Die Kids spreche mich mit Person oder Pers an und die machen das sehr gut.“ 


Nina: „Ich bin wahnsinnig dankbar um dieses Beispiel, weil ich ab und zu mit Leuten im Kontakt bin, die nicht im Kidsalter sind, die älter sind und große Schwierigkeiten haben, sich neue Anreden oder Pronomen anzugewöhnen und jetzt bin ich froh, dass ich dieses Beispiel bringen kann von Leuten, denen es auch gut gelingt und so. Danke vielmals. (lacht)“ 


Henrik: „Also, ich verstehe, dass es als junge Person einfacher ist, weil du noch viel flexibler bist indem wie du die Welt konzipierst. Und da komme ich wieder mit der Wissenschaft (lacht). Es gibt auch Studien, die untersuchen wie das Hirn funktioniert und Assoziationen zu Begriffen. Und bevor ein Kind zur Schule geht, sind die Begriffe und Assoziationen sehr viele und sehr gross. Und wenn du einem sechsjährigen Kind das Wort blau sagst, dann wird es so viele verschiedene Dinge sagen zum Wort blau. Da musst du dann irgendwann ‚Stopp mal‘ sagen. ‚Was hat das mit dem Blau zu tun? Das ist ja nicht blau‘, weil wir ja denken, es muss ja irgendwie eine blaue Farbe haben oder metaphorisch etwas mit dem Blau zu tun haben, aber vielleicht ist es auch einfach, weil dieses Kind an diesem Tag etwas gemalt hat und dann ist etwas nachher passiert und dann ist das Blau einfach logisch. 

Diese Assoziationen sind viel freier, wenn man aus der Schule rauskommt, dann weiss man, wie die Schule funktioniert und weiss, wie die Sprache funktioniert und an was man denken soll, wenn man etwas hört. Das wird beigebracht, das lernt man. Und das heisst, wenn jetzt jemand vor 50 Jahren zur Schule ging, als man noch sehr subtil ein bisschen sexistische Werte vermittelt hat, dann wird diese Person diese immer noch mit sich tragen und das ist ein komplettes Weltbild, das man überarbeiten und erneuern muss. Und deshalb sehe ich schon, weshalb ältere Leute Mühe haben, weil es einfach anstrengend ist, die konzipierte Welt neu aufzubauen. 

Deshalb sehe ich es bei jungen Menschen als selbstverständlicher, weil sie auch schon mit dem pluralistischen Gedanken von ‚Wir sind viele und divers‘ aufwachsen und durch die sozialen Medien viel mehr vernetzt sind. Also, wenn ich jetzt mit nonbinären Menschen spreche, die 70 sind, sagen die: ‚Hey, ich war schon immer nonbinär, aber ich hatte die Sprache dazu nicht. Und ich wusste nie, dass es andere wie mich gibt, deshalb wusste ich nie, dass es okay ist, dass ich mich so labeln kann und deshalb habe ich immer gedacht: Ich bin einfach eine sehr butchige Butch Lesbe.‘ Zum Beispiel, also ich bin zu hundert prozentiger überzeugt, dass es sehr viele butchige Lesben gibt aus den Siebzigern, die einfach die Wörter nicht dazu hatten.“ 


Nina: „Um das Sprachlexikon zu öffnen für die Leute, die den Ausdruck nicht kennen… Butch Lesbe, bitte.“ 


Henrik: „(lacht) Gut. Ich fühle mich zwar etwas weird, weil ich eigentlich sehr wenig mit dem Begriff Butch Lesbe zu tun habe, aber ich kann es gerne ein bisschen definieren. Butch ist ein Begriff, der aus der Lesbenszene entstanden ist, der eigentlich eine Frau beschreibt, die auf Frauen steht und die einen sehr maskulinen Geschlechtsausdruck hat und der ist auch entstanden in einem sehr historischen Kontext von ‚Ja aber wer ist der Mann in der Beziehung?‘ und auch so ein bisschen ‚Wer ist die Person, die arbeiten geht?‘ weil es eben nicht immer so fair war für alle Menschen arbeiten zu gehen. Und deshalb gab es in den 70er-, 80er-Jahren und immer noch eine sehr klare Rollenverteilung, wer zu Hause blieb und das war oft die Person, die Fem war und sich ein bisschen weiblicher angezogen hat und die Röcken angezogen hat und eine gewisse Rolle gehabt hat und dann gab es diese Butches, die eher arbeiten gingen und so weiter und so fort. Aber es gab wie soziale Implikationen und dann hat es noch ganz viel mehr Lesbengeschichte, die man online nachschauen kann auf www.lesbengeschichte.ch, was ich nicht so aus dem FF kann, aber so würde ich Butch etwas beschreiben und umschreiben. Und ich sag das in dem Fall jetzt gleich, als Beispiel auch, weil ein Wort wie Butch oder Lesbe kann auch eine Geschlechtsidentität sein kann oder sich auch auf einem nonbinären Spektrum teils befinden kann.“ 


Nina: „Ist Butch eine Selbstbezeichnung oder Fremdbezeichnung?“


Henrik: „Ich weiss nicht ob es damals eine Fremdbezeichnung gewesen wäre, aber es ist inzwischen sehr fest eine Eigenbezeichnung. Ich glaube eine Person, die den Begriff Butch auch sehr fest geprägt hat oder in eine gewisse mediale Präsenz gebracht hat, ist Leslie Feinberg, ein Buch geschrieben hat. Es heisst Stone Butch Blues und in dem Buch – das kann man auch sehr gerne lesen, also das ist eine Leseempfehlung von mir, auch wenn ich es nie gelesen habe, aber es ist so von queeren Personen zu anderen queeren Personen weitergereicht worden, dass das so eine Creme de la Creme ist – es geht jedenfalls um Geschlecht und um Identität und es wird Vieles beschrieben. Also Leslie Feinberg ist auch eine lesbische Person.“ 


Nina: „Du hast vorhin noch über lesbische Identität geredet. Wir haben am Anfang unsere Podcast-Reise die verschiedenen Dimensionen von Geschlecht aufgezeigt und haben dort auch gesagt, dass es von der sexuellen Orientierung und Identität und dem Ausdruck und der Rolle verschiedene Dimensionen sind. Jetzt beginnt sich das zu vermischen. Wenn du das ausführen kannst?“ 


Henrik: „Also ich kann mehr so aus der schwulen Sicht reden als aus der lesbischen Sicht, aber ich glaube, es ist bei den lesbischen Identitäten fast noch ein bisschen stärker, aber ich hole ein bisschen aus: Man hat mir bis zu einem gewissen Punkt gesagt: ‚Du bist männlich‘ und dann habe ich zu einem gewissen Punkt gemerkt: ‚Aha ich bewege mich femininer als dass man es von einem klassischen Jungen erwarten würde. Ich bin ein bisschen interessierter an Theater. Ich stelle gerne mich selber dar und trage gerne Röcke‘ und solche Dinge, die man von einem schwulen Kid erwarten würde. Also solche Sachen, die man sich beim Brunch erzählt also so ‚Ah ja, ich hab die Stöckelschuhe von meiner Mum angezogen, Honey‘ die halt Klischee sind, aber bei vielen stimmt das halt irgendwie oder für gewisse ist das ein gewisser Anhaltspunkt für die Identität. Und deshalb dachte ich ja: ‚Ich bin einfach so ein klassischer schwuler Mann wie es im Bilderbuch steht.‘ Und habe dann auch angefangen, so klassische toxische Stereotypen zu lernen und dann hab ich auch wieder angefangen, diese zu Entlernen. 

Aber ich habe mich doch schon für eine sehr lange Zeit meines Lebens aus schwul identifiziert und das war Teil meiner Identität und das ist auch immer noch so, wenn ich Händchen-haltend mit meinem Freund durch die Strassen gehe, dann bin ich immerhin nicht hetero. Ich werde nicht als nonbinär wahrgenommen, aber ich kann meine Queerness irgendwie zeigen. Deshalb ist es für mich als nonbinäre Person komplexer, weil als ich mich geoutet habe, hab ich mir gedacht: ‚Ja, ich stehe immer noch auf Männer, das hat sich durch mein Outing nicht verändert.‘ Es kann aber teilweise auch sein, dass sich durch ein nonbinäres Outing auch das verändert. Und ich habe gewusst: ‚Okay das Label schwul beschreibt ja eigentlich, dass ich ein Mann bin und dass ich Männer gerne habe.‘ oder zumindest vor allem das Label homosexuell. Und das Label schwul ist noch ein bisschen davon ausgenommen, aber deshalb habe ich so ein bisschen ein ambivalentes Verhältnis zum Begriff, weil ich einerseits finde: Das beschreibt mich und das ist Teil meiner Erfahrung und das ist auch ein bisschen Teil meines Geschlechtsausdrucks, weil mir wurde gesagt: ‚Okay, so maskulin bist du nicht und feminin bist du auch nicht auf die Art und Weise, du bist so eine Mischung, du bist ein schwuler Mann.‘ Und deshalb hat das einen Bezug zu meiner Identität und zu meinem Geschlechtsausdruck einfach. 

Ich glaube bei lesbischen Personen könnte man das auch parallel ziehen und auch weil es bei der lesbischen Subkultur auch so eine lange Historizität von Butches und von Fems gibt, ist es auch sehr verknüpft, dass gewisse Leute sagen: ‚Okay, ich bin inzwischen eine nonbinäre Lesbe.‘ Oder Leute, die sagen: ‚Ich bin einfach eine Lesbe Punkt. Ich bin nicht eine cis Frau oder eine nonbinäre Frau. Ich bin nicht eine trans* Frau. Ich bin nicht eine nonbinäre Person, sondern ich bin einfach eine Lesbe. Und das ist wieder wie der Begriff queer, der so ein bisschen alles umschreibt und für mich ist es auch eine politische Identifikation auch. Und so würde ich das auch beschreiben und das macht es natürlich nicht einfacher, dass man nicht alles so in seine eigenen Kistchen – übrigens seine eigenen Kästchen, generisches Maskulinum – und gleichzeitig finde ich das eben auch etwas Schönes. 

Wir haben jetzt nicht die neue Zweiteilung von Menschen cis und trans*, und dann haben wir es wieder einfach ‚Ah bist du cis oder trans*? Dann können wir wieder zwei Kistchen machen.‘ Das wollen wir einfach nicht. Oder so: ‚Was ist deine sexuelle Orientierung, deine romantische Orientierung und was ist denn deine ästhetische Orientierung? Was ist eine Geschlechtsidentität? Was ist dein Geschlechtsausdruck? Und dann kann ich dich kategorisieren und schön in meine Kistchen verpacken.‘ Und sich als lesbisch zu identifizieren oder als schwul ist auch ein bisschen: ‚Hier schau, pack mich nicht in so eine Kiste bitte‘.“ 


Nina: „Du hast das jetzt ja auch so beschrieben, dass es nicht genug Kisten gibt oder dass man nicht in diesem Kisten-Ding denken sollte. Und gehen wieder zurück zu den Pronomen. Dort frage ich mich dann halt so: Ist es denn das Ziel, dass es ein drittes Pronomen gibt oder bräuchte es dann nicht mega viele Pronomen?“


Henrik: „Also ich bin ehrlich gesagt Fan von einer Normierung und besonders aus dem Grund heraus, dass ich will, dass Rechtschreibe-Organe wie zum Beispiel der Duden solche Pronomen aufnimmt und das nachher alle Unterrichtsmaterialien in der Schule beispielsweise wenn wir Pronomen anschauen und wenn sie Verben deklinieren müssen, sollte nicht einfach stehen er / sie / es sondern das einfach steht: dritte Person. Oder dass dann einfach mal andere Pronomen dort stehen, die auch möglich wären. Also es geht mir mehr darum, dass bei einer gewissen Normierung es möglich ist auch in offizielle Lehrmittel aufgenommen zu werden, denn bevor es nicht etwas gibt, an das man sich definitiv halten kann, ja dann macht jede Gemeinde etwas anderes und dann haben wir ein riesiges Lehrmittelchaos, niemand kommt mehr draus und man muss es den Kindern ja so erzählen, dass sie am Schluss rauskommen und nicht so viele Assoziationen haben, weil man muss sie ja auf das Leben vorbereiten, so ist das Leben. Das ist übrigens Ironie für die Leute, die nicht so gut Ironie heraushören (lacht). 

Aber ja, es ist schon ernst gemeint, dass ich will, dass es eine Normierung gibt. Ich persönlich finde es spannend, wenn es ein, zwei Vorschläge an nonbinären Sachen gäbe. In der Deutschschweiz wird vor allem auf das Pronomen verzichtet, dass einfach Vornamen oder einen Spitznamen des Vornamens verwendet wird oder der erste Buchstabe des Namens als Pronomen. Und das fände ich sicher etwas, was sicher müsste gesagt werden: Das ist ein mögliches, nonbinäres Pronomen. Und für mich ist es der neue Default: Wenn ich von einem Menschen nicht das Pronomen weiss, benutze ich safe einfach mal den Vornamen und dann Nachnamen und rede so die Person neutral an und frage dann ‚Was sind deine Pronomen?‘ und dann weiss ich dann, was ich für Pronomen verwenden kann. 

Gleichzeitig finde ich aber auch sehr schön, wenn etwas wie sier oder xier im Duden stehen würde. Das sind die Zusammenlegungen von sie und er, die zusammengesmasht werden. Ich kann aber auch verstehe, dass viele Leute damit ein Problem haben. Weil durch das, dass sie mit -er aufhören, wird das eigentlich genau gleich konjugiert wie das männliche und dann haben wir wieder so ein generisches Maskulinum versteckt, das einfach ein bisschen anders ist und ein bisschen rebellisch. Aber eben in dem Sinne immer noch nicht etwas Neues reinbringt. Und was war das Dritte, das ich reinbringen wollte? Ja genau, die sind beide abgeleitet vom englischen they / them und weil the ein Laut ist, der nicht wirklich so präsent ist in der deutschen Sprache, ist die Idee, dass man es einfach weglässt und dann haben wir einfach ey im Nominativ und im Dativ em. 

Also ich persönlich finde es mega schön, wenn der Duden sicher die Variante des Vornamens als Pronomen verwenden würde oder eben kein Pronomen aufnehmen würde, dann xier oder sier oder ey / em. So dass wir sozusagen eine größere Wolke haben an ‚Hey, es gibt einfach auch eine Vielfalt.‘ Weil ich habe persönlich auch ein bisschen Angst, dass wenn man sich für eines entscheidet, dass es dann, wenn ich mich oute und sage : ‚Hallo mein Pronomen ist hen.‘, dann ist gleich so: ‚Was du bist nonbinär? Nein, nein, also der Duden sagt man braucht em und ich rede jetzt über dich mit em.‘ Und dann sage ich: ‚Hey voll nicht, das ist nicht mein Pronomen, merci!‘ Also ich habe so ein bisschen, ich sage jetzt mal nicht Angst, aber Respekt vor dieser Normierung, die auch sehr viel Macht hat, weil dann doch beim Duden sehr viele weisse cis Männer wahrscheinlich sind, die dort sitzen und die Regeln entscheiden.“ 


Nina: „Ich habe es schon vorher angesprochen oder du hast schon gesagt, dass es auch die Variante gibt, dass man Pronomen auch aus dem Vornamen von einer Person ableitet. Bei dir geht es ja mega gut auf, weil das hen ergibt, was in Schweden seit 2015 als offizielle drittes Pronomen anerkannt ist. Ist das ein Zufall oder wie ist es zu dem gekommen?“ 


Henrik: „(lacht) Du hast mich das gerade gefragt wie eine interessierte Journalistin, so mega herzig formuliert. Das ist tatsächlich ein Zufall und es ist mir wirklich erst danach aufgefallen, aber es hat jetzt auch dazu geführt, dass sich das für mich auch herauskristallisiert hat. Mich hat es dann auch bestärkt als ich es herausgefunden habe, dass das in Schweden so entschieden worden ist. Da hab ich gedacht: Das ist super toll und super cool und es gibt ein Land, das bereits im 2015 gesagt hat: ‚Wir kümmern uns darum, dass diese geschlechterneutrale Sprache eine Hilfe bekommt in der Normierung.‘ und das wird auch respektiert zu einem grossen Teil. Es gibt auch zum Beispiel: Ich habe einen Blog Beitrag gelesen über geschlechtsneutrale Kindergärten und Schulen, die das sehr fest und konsequent fördern, und das hat mich auch insofern sehr fest bestärkt, dass ich gesagt habe: ‚Ich brauch in allen Sprachen hen als Pronomen.‘ Ich spreche zwar nicht sehr viel Französisch, aber dass ich gesagt habe: Das ist auch im Französischen mein Pronomen. Ich rede auch viel Englisch im Gegensatz zum Französischen und da brauche ich auch hen als Pronomen. Ich habe kein grosses Problem mit anderen Pronomen. Also wie gesagt im Deutschen, wenn mich meine Schüler*innen als sie oder er ansprechen, ist das nicht so schlimm und insofern im Englischen hab ich das natürlich auch gerne, wenn man mich mit they entspricht oder mit anderen Pronomen. Aber mein Pronomen, das ich für mich brauche, ist hen. Ja ich habe da bis zu einem gewissen Grad auch Glück, dass es ein Pronomen gibt, das mir auch sehr nah ist, aber auch wenn ich den Namen Amalia brauche – aber wie gesagt ich wechsle auch sehr gerne zwischen den Namen, das macht mir sehr Spass – und auch wenn ich Amalia gebrauche, verwende ich hen als Pronomen. Aber eben, mich hat die Entscheidung oder die Mitteilung von Schweden bestärkt darin, dass ich das brauche in verschiedenen Sprachen. Und ich habe ein Interview geführt und die Person, mit der ich geredet habe, hat eine Website aufgebaut www.geschlechtsneutralesdeutsch.com, bei dem ein System vorgestellt wird, das heisst das NONA-System, und sie brauchen eben auch hen als Hauptpronomen, als neutrales Pronomen. Und das hat mich dann natürlich noch mehr bestärkt, dass ich dieses Pronomen noch mehr brauche und auch gegen aussen trage und gleichzeitig will ich schon auch, dass es als Pronomen wahrgenommen wird und nicht einfach nur als Spitznamen, weil das ist tatsächlich kein Spitzname von mir sondern tatsächlich mein Pronomen. Es gibt inzwischen Leute, die mir hen sagen, einfach nur als Spitznamen und es stört mich nicht sehr fest. Vor allem im Mundart funktioniert das sehr gut, aber im Hochdeutschen das ist doch eher komisch. Ja ich finde es sehr schön, dass das existiert. Auch das System für mich als Sprachnerd ist das einfach sehr cool zu wissen, dass es ganz viele Menschen gibt, die sich intensiv mit so Sprachen auseinandersetzen und mit dem ‚Wie kann man das zugänglicher gestalten? Und wie kann man das neutraler gestalten?‘ und all diese ganzen Gedanken, dass man dort nicht alleine ist, so (lacht).“ 


Nina: „Wir sind schon am Ende von unserem Gespräch angelangt und schließen noch ab mit der Frage an dich: Was ist dein Wunsch an die Zukunft?“ 


Henrik: „Das ist so eine ultra grosse Frage, die so schwierig ist, zu beantworten für mich, weil ich hab sein ein Quassel-Wasser und wenn man mir eine Frage gibt, dann antworte ich super darauf und wenn die so gross ist, dann bin ich so: ‚Oh Gott, jetzt muss ich mich entscheiden.‘ Ich habe letztens auch einen Podcast aufgenommen und dort ging es um den Film The Incredibles – lustigerweise. Und im Film The Incredibles gibt es einen Bösewicht, der keine Kräfte hat, und seine böse Masche ist, dass er allen Menschen Superkräfte geben will, weil wenn sie alle haben, dann hat sie keiner mehr. Das war wie so die Quintessenz dieses Podcast und das ist etwas, was ich einen sehr schönen Gedanken finde, ist, dass alle ihre eigene Superkraft entdecken und alle merken: Jeder Mensch ist wie seine eigene Kiste für sich und jeder Mensch hat eine riesen grosse Vielfalt und eine grosse Intersektionalität in sich selber drin. Und ich habe ein bisschen das Gefühl, wenn das alle anerkennen könnten, dass sie schon so vielfältig sind, dann fällt es ihnen auch leichter, andere Vielfalten anzuerkennen und denen Raum zu geben und Akzeptanz zu leben. So wenn ich mir denke: ‚Wow! Ich bin all das.‘ Dann kommt es bei mir automatisch, dass ich denke: ‚Ah, du bist all das.‘ Und das feiere ich voll, weil ich mich selber auch feiere – vorausgesetzt natürlich, dass sich alle selber lieben, das wünsche ich mir natürlich auch. Hmm Weltfrieden (Henrik und Nina lachen).“

 

Nina: „You know, ich habe vorhin fast gesagt als du gesagt hast, dass du das eine schwierige Frage findest, und habe gedacht: ‚Sag einfach nicht Weltfrieden.“ (Henrik und Nina lachen) Danke vielmals für dieses wunderbare Gespräch. Ich habe sehr viel gelernt.“ 


Henrik: „Das freut mich mega! Danke für die Einladung, mich hat es sehr gefreut, dass es diesen Podcast gibt.“ 


[Musik: Body Was Made - Ezra Furman]


Nina: “ Body Was Made von Ezra Furman. Ezra Furman sagt: ‘ Genderfluidität ist ein grosser Teil meines Lebens jenseits der Bühne, obwohl ich immer noch herausfinde, was das heisst. Ich habe mich noch nicht für eine Genderidentität entschieden, ich werde mich vielleicht nie entscheiden und das ist okay für mich. Ich bin stolz in einem nicht-eindeutigen, unentschiedenen Zustand zu existieren. ’”


Nina: “Im Ausklang zu dieser vierten Episode von FluiD im Format möchte ich das gastronomische Angebot für Euch eröffnen. Als erstes gibt es etwas vom nonbinären Take-Away Stand. Ihr habt es gemerkt, im Gespräch mit Henrik, aber auch schon in den vorangehenden Episoden, kommen wir immer wieder auf die Pronomen zu sprechen. Sie sind zentral, wenn es um Nonbinarität geht. Gebt Euch einen Ruck - wenn Ihr es noch nicht gemacht habt - und schreibt in den Selbstbeschreibungen auf Euren Social Media Profilen oder z.B. auch in Eurer Email oder Briefsignatur Eure Pronomen hin. So könnt Ihr einen wichtigen Beitrag dazu leisten, dass es bei der Vorstellung von Personen Gang und Gäbe wird, über die Pronomen zu sprechen. So kann zukünftig immer mehr verhindert werden, dass Personen mit falschen Pronomen angesprochen werden und dabei verletzt werden. Oder das Geschlechtszuschreibungen auf das Aussehen einer Person passieren. Und jetzt kommen wir zu den drei Snacks der heutigen Sendung.

Als erstes können Henrik und wir Euch die Ausstellung im Naturhistorischen Museum Bern empfehlen: Queer - Vielfalt in unserer Natur entdecken. Die Ausstellung ist am 9. April 2021 gestartet und läuft noch bis am 10. April 2022. Ihr habt also gut ein Jahr Zeit, Euch diese Ausstellung einmal anzusehen. “Die Sonderausstellung Queer - Vielfalt in unserer Natur schlägt eine Brücke zwischen biologischen Erkenntnissen und gesellschaftlich aktuellen Themen. Eine aufregende Expedition in die bunte Vielfalt von Natur und Gesellschaft.”

Als zweiter Snack kommt eine Website, welche im Alltag pragmatisch helfen kann, wenn es um gendergerechte Formulierungen geht. Es ist das Gender-Wörterbuch auf geschickt-gendern.de. Dort findet Ihr wahnsinnig viele Vorschläge und Inspirationen, wie Ihr Ausdrücke gendergerecht formulieren könnt. 

Als dritter und letzter Snack empfehlen wir Euch das NONA-System einmal anzuschauen. Wir haben es im Gespräch mit Henrik kennengelernt und es handelt sich um eine geschlechtsneutrale, deutsche Grammatik. Dort geht es darum, was für alternative Pronomen, bestimmte und unbestimmte Artikel und Anreden verwendet werden könnten. Ihr findet das NONA-System auf: www.geschlechtsneutralesdeutsch.com. Wir haben Euch alle Snacks und weitere Ressourcen auch noch in den Shownotes zu dieser Sendung verlinkt. 

Die letzten Minuten der Sendung verwende ich für die Danksagung. Ohne sie wäre diese Sendung nicht möglich gewesen. Zeigt eure Unterstützung indem ihr eine Mitgliedschaft bei gds.fm löst. So helft ihr, dass gds.fm als unabhängiges und werbefreies Radio auch in Zukunft weiterhin besteht. 

Diese Radioshow ist eines von mehreren Projekten von FluiD. Das queere Kollektiv kreiert u.a. Events, um Geschlecht auf eine spielerische Weise zu hinterfragen oder Radioformate, um über Geschlechtsidentitäten zu sprechen und gängige Rollenbilder zu hinterfragen.  

Hast du Lust mit uns in Kontakt zu treten? Gibt es Fragen, die wir noch nicht beantwortet haben? Oder hast du einen generellen Input für die nächste Sendung oder kennst du eine Besuchsperson, die wir nicht verpassen dürfen? Schreib uns eine Mail an fluidimformat@gmail.com oder füll das Kontaktformular in den Shownotes aus. Danke fürs Zuhören, machs gut und bleib gesund!”